Sich langsam voranschiebend, sehr langsam, sehr schiebend, und dabei keine Überraschung produzierend, nichts das nicht zu erwarten wäre, nichts das nicht durch Fleiß zu erreichen wäre, protestantischen Fleiß, sozialistischen Fleiß, postsozialistischen Fleiß, kapitalistischen Fleiß, neoliberalen Fleiß, aufstiegsbiographischen Fleiß, sich mit diesem Fleiß sehr langsam schiebend, voran, zurück, zur Seite; ein Schieben, das außerhalb dessen, dieses Dessen, das außerhalb dessen kein Fortkommen ist; außerhalb dessen: schiebender Stillstand. Innerhalb dessen: Ende in Sicht. Immerhin. Anders als überall sonst: immerhin ein Ende, ein nahendes, näher rückendes, immer näher rückendes, hier und da aufschiebbares, aber alles in allem nahendes Ende – innerhalb dessen, diesseits, nur hier, sich langsam diesem Ende entgegenschiebend, diesem einzigen Ende, fleißig darauf zusteuernd, pflichtbewusst die vorgesehene Strecke zurücklegend, nichts anderes tuend bei all dem anderen, das getan werden könnte, bei all dem anderen, das getan werden sollte, das müsste, das muss, bei alldem sich entgegenschiebend, ganz langsam, ganz schiebend, dem Ende, der anderen Enden wegen, die keine gelingenden Enden sind, die vielmehr tun, was Enden nicht zu tun haben, die weiter machen, wo sie aufzuhören hätten. Als verstünden sie nicht, was sie sein sollten.
Schlechte Enden, miserable Enden, Enden, die die Stellenausschreibung nicht richtig gelesen haben, die ausfransen, ausufern, überschwappen; ihr Habitat verlassen, sich über Gebühr engagieren, einen bleibenden Eindruck hinterlassen, unsterblich, ja, unendlich werden wollen. Derlei Enden. Alle im Grunde, außer dies eine, innerhalb dessen, diesseits, hier. Das einzige gute Ende, das hierin nahende. Demgegenüber: all die schlechten Enden, nahezu alle, die tun, was sie nicht zu tun haben, die tun, obwohl sie nichts mehr zu tun haben. Enden ohne Enden. Zombies. Im dramatischen Sinne.
Sich langsam voranschiebend, sehr langsam, sehr schiebend, und dabei für niemanden keine Überraschung produzierend, nichts das zu erreichen wäre, niemand der zurücknehmen würde, der den Enden ein Ende setzte, der die Konsequenzen zöge, niemand der nachdenkt, Pläne schmiedet, Pläne umsetzt, der ändert, erneuert, niemand der und niemand die, niemand setzt, zieht, denkt oder schmiedet, niemand setzt um und niemand erneuert. Niemand will, dass es bleibt wie es ist. Niemand will das. Niemand hört zu. Wenn die endlosen Enden wiederkehren, wird niemand für sie verantwortlich sein, wird niemand ihnen Einhalt gebieten, weil niemand gelesen, gehört haben wird. Aber niemand will, dass es bleibt wie es ist.
Sich zum Beispiel an einem Ort vorbei schiebend, einen Ort passierend, wie eh und je, ein Ort an dem etwas geschah, an dem jemand auf einer Treppe saß mit jemand anderem, und an dem geblickt wurde, zum Beispiel, auf die andere Straßenseite und, zum Beispiel, auf die eigene, wenn das ein geeignetes Gegenteil ist, und worin schon alles beschlossen lag, bevor es dann geschah, aber später. Sich an diesem Ort vorbei schiebend, sitzt niemand mehr auf dieser Treppe. Aber nie mehr wird diese Treppe leer sein. Auf ewig ist sie besetzt, mit niemandem, aber niemand geht nicht. Niemand sitzt auf ewig dort.

Das nur als Beispiel.
Oder, zum Beispiel, ein Tag im Jahr, der nie mehr irgendein Tag sein wird, wenn er mal ein besonderer Tag war, durch den in der Folge, Jahr für Jahr, das Besondere dieses Tages geistert, in ihm widerhallt, unaufhörlich widerhallt, als endloses Echo zu dem sich im Fall der Fälle, andere Echos hinzugesellen, wenn noch mehr Besonderes aufgehäuft wurde, an diesem Tag in einem anderen Jahr, sodass der Tag voller Echos ist, voller lauter Echos ist – und dröhnt, laut dröhnt, lauter dröhnt mit jedem Jahr, potentiell, je nachdem, wie viel dazu kommt, wie viel Besonderes dazu tritt, was dazu führt, dass das Beste vielleicht wäre, nichts Besonderes mehr passieren zu lassen, damit, zumindest von jetzt an, die Echokaskade bleibt wie sie ist und nicht weiter anschwillt. Aber was für ein Leben wäre das? Und wie es leben?

Das nur als Beispiel, als weiteres.

Als weiteres Beispiel für niemanden.
Oder, zum Beispiel, ein Kleidungsstück.
Oder, zum Beispiel, ein Lied.
Oder, zum Beispiel, ein Wetter.
Oder, zum Beispiel, eine Stille.
Um nicht von Gerüchen zu sprechen.
Von Mahlzeiten, Getränken.
Davon gar nicht erst zu sprechen.

All die Echos, ewige Echos, endlose Echos, von nirgendwo.

Das nur als Beispiel.

Für niemanden.
Oder der Verlust, der nie stattfand, der nie einer wurde, weil niemals etwas verloren ging. Es wurde verloren, bevor es je besessen wurde, wenn es ums besitzen ginge, was nicht der Fall ist, und deshalb: kein Verlust, dieser Verlust, der größte Verlust von allen, weil er dem Verlieren vorausgeht. Verloren haben noch bevor es je verlorengehen konnte, kurz davor, nicht zugelangt, nicht zugewandt, nicht zugegen, nicht zusammen, am Ende, und darum nichts verloren und darum alles verloren von vornherein und fortan dieser Verlust, der größte von allen, der niemals erlebt werden kann, der niemals beklagt werden kann, außer eben unentwegt, außer immerfort, für niemanden, bei niemandem, dieser Verlust.

Noch einmal: Dieser ewige Verlust. Der ewige Vorverlust. Der größte Verlust von allen. Vorweggenommener Verlust. Der Verlust ohne Gegenstand, mit angenommenem Gegenstand, hypothetischem Gegenstand, theoretischem Gegenstand, dieser Verlust, der jemanden meint, der etwas meint, der oder das nicht verloren werden könnte, sich nicht verlieren lässt, sich nicht in die eigene Obhut übergibt, nicht in sie übernommen wird, außerhalb ihrer verbleibt und deshalb ewig verloren bleibt, bevor es verloren werden kann, dieser ewige Verlust – von niemandem, von nichts.

Noch einmal: Das ungeworden Gebliebene. Dieser Verlust. Für niemanden.